Schmerzmittel nach einer Operation: Was Sie beachten sollten
Eine Operation ist für den Körper ein erheblicher Eingriff. Schmerzen sind dementsprechend ein normaler Teil des Heilungsprozesses. Die moderne Medizin will den Patienten jedoch starke Schmerzen ersparen.
Obwohl die Schmerzbehandlung schon sehr hoch entwickelt ist, gibt es noch keine universelle Lösung.
Die Wahl eines geeigneten Schmerzmittels hängt von der Art der Operation, der individuellen Schmerzempfindlichkeit und möglichen Vorerkrankungen ab.
Doch welche Schmerzmittel gibt es, welche Risiken sollten berücksichtigt werden, und welche Alternativen stehen zur Verfügung? In diesem Artikel finden Sie die wichtigsten Antworten auf diese Fragen.
Arten von Schmerzmitteln
Die Schmerzmittel lassen sich grob in drei Hauptgruppen einteilen:
1. Nicht-opioide Analgetika(1)
Diese Gruppe umfasst die am häufigsten verwendeten Schmerzmittel, die auch rezeptfrei erhältlich sind. Sie wirken vor allem über die Hemmung der Prostaglandin-Produktion. Prostaglandine sind chemische Verbindungen, die eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Schmerzen spielen.
Paracetamol wirkt schmerzlindernd und leicht fiebersenkend, aber nicht entzündungshemmend. Es ist gut verträglich, kann jedoch in hoher Dosierung die Leber schädigen.
Ibuprofen und andere nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) haben eine schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung. Patienten mit Magenproblemen oder Nierenerkrankungen sollten sie mit Vorsicht einsetzen.
Metamizol (Novaminsulfon) ist ein stark wirksames Analgetikum mit krampflösender Wirkung. Es kann in seltenen Fällen eine lebensbedrohliche Agranulozytose (Abnahme bestimmter weißer Blutkörperchen) verursachen.
2. Opioide Schmerzmittel(2)
Diese Medikamente setzt man vor allem gegen starke Schmerzen ein. Sie wirken im zentralen Nervensystem, indem sie an Opioid-Rezeptoren binden und die Schmerzempfindung verändern.
Tramadol ist ein schwaches Opioid mit zusätzlich serotonerger Wirkung, das jedoch zu Übelkeit und Schwindel führen kann.
Oxycodon, Morphin und Hydromorphon sind stärkere Opioide mit hoher Wirksamkeit, aber auch Nebenwirkungen wie Verstopfung, Müdigkeit und Übelkeit.
Fentanyl ist ein sehr potentes Opioid, das man oft in Pflasterform zur längerfristigen Schmerztherapie verwendet.
Ein großes Problem bei Opioiden ist die Gefahr der Abhängigkeit. Daher sollte man sie nur unter ärztlicher Kontrolle und so kurz wie möglich einsetzen.
3. Adjuvante Schmerzmittel
Diese Medikamente werden dienen dazu, die Dosierung der Hauptschmerzmittel zu reduzieren oder spezielle Arten von Schmerzen zu behandeln.
Antikonvulsiva (z. B. Gabapentin, Pregabalin) setzt man vor allem bei neuropathischen Schmerzen ein.
Antidepressiva (z. B. Amitriptylin, Duloxetin) können bei chronischen Schmerzen helfen, indem sie die Schmerzverarbeitung im Gehirn beeinflussen.
Lidocain- oder Capsaicin-Pflaster sind lokale Schmerzmittel, die besonders bei Nervenschmerzen helfen können.
Risiken und Nebenwirkungen
Jedes Schmerzmittel hat mögliche Nebenwirkungen, die je nach Person unterschiedlich ausfallen. Hier sind einige der wichtigsten Nebenwirkungen, die Sie berücksichtigen sollten:
Magenschäden und Blutungen: NSAR wie Ibuprofen oder Diclofenac können die Magenschleimhaut schädigen und zu Geschwüren führen.
Leber- und Nierenschäden: Paracetamol kann die Leber belasten, während NSAR manchmal die Nierenfunktion beeinträchtigen.
Abhängigkeit und Toleranz: Opioide haben ein hohes Suchtpotenzial und können nach längerer Anwendung zu körperlicher Abhängigkeit führen.
Müdigkeit und Schwindel: Viele Schmerzmittel, besonders Opioide, können die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen.
Wegen möglicher Schäden ist es wichtig, Schmerzmittel genau nach Anweisung des behandelnden Arztes anzuwenden und auf Nebenwirkungen zu achten.
Alternative Schmerztherapien
Neben klassischen Schmerzmitteln gibt es eine Reihe von alternativen Methoden für die postoperative Schmerztherapie. Dazu gehören:
Physikalische Maßnahmen wie Kälte- und Wärmeanwendungen, Massagen und Physiotherapie können helfen, Schmerzen zu lindern.
Akupunktur und TENS-Therapie(3) stimulieren das Nervensystem und können die Intensität der Schmerzen reduzieren.
Psychologische Unterstützung: Entspannungstechniken wie Meditation oder Achtsamkeitstraining machen den Umgang mit Schmerzen leichter.
Medizinisches Cannabis als Alternative?
Seit der teilweisen Legalisierung von Cannabis in Deutschland hat sich eine neue Option für die Schmerzbehandlung eröffnet. Medizinisches Cannabis kann für bestimmte Patientengruppen eine Alternative zu herkömmlichen Schmerzmitteln sein.
Die Hauptwirkstoffe von Cannabis, Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), wirken auf das körpereigene Endocannabinoid-System, das eine wichtige Rolle bei der Schmerzregulierung spielt. Dabei hat THC eine starke analgetische Wirkung, während CBD entzündungshemmend und entspannend wirkt.
Cannabis ist bei postoperativen Schmerzen eine mögliche Option, wenn herkömmliche Schmerzmittel nicht ausreichend wirken oder starke Nebenwirkungen verursachen. Besonders bei neuropathischen Schmerzen, chronischen Schmerzen oder Spastiken kann die Anwendung sinnvoll sein.
Es gibt dabei eine Reihe von Vorteilen gegenüber Opioiden: Während Opioide schnell süchtig machen, ist das Suchtpotenzial von Cannabis geringer. Es verursacht auch weniger gefährliche Nebenwirkungen. Ein letzter Vorteil sind individuelle Möglichkeiten bei der Dosierung. Man kann Cannabis in verschiedenen Formen einnehmen (Blüten, Öl, Kapseln) und es lässt sich sehr genau dosieren.
Trotz dieser Vorteile ist Cannabis nicht für jeden geeignet. Manche Menschen reagieren empfindlich auf THC, was Angstgefühle oder Schwindel auslöst. Außerdem ist die Verschreibung in Deutschland immer noch streng geregelt und ein Arzt muss die medizinische Notwendigkeit begründen.
Fazit: Schmerzen eindämmen, aber auch auf die Folgen achten
Die Behandlung der Schmerzen nach einer Operation ist ein wichtiger Bestandteil des Heilungsprozesses und man sollte sie individuell anpassen. Während nicht-opioide Analgetika für viele Patienten ausreichen, sind Opioide in schweren Fällen unvermeidlich. Bei ihrer Anwendung ist jedoch Vorsicht geboten!
Neben traditionellen Schmerzmitteln gibt es alternative Methoden wie Akupunktur oder Physio- und Psychotherapie, die ergänzend helfen können, mit den Schmerzen umzugehen. Mit der teilweisen Legalisierung von Cannabis ist für einige Patienten in Deutschland eine zusätzliche Option entstanden.
Letztendlich ist eine gute Kommunikation mit dem behandelnden Arzt entscheidend, um eine sichere und wirksame Schmerztherapie(4) zu gewährleisten. Dabei sollte Schmerzfreiheit das Ziel sein, aber man muss auch darauf achten, den Körper nicht zu stark zu belasten.
Quellen
1.https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffgruppen/nichtopioide-angelika
4.https://www.doktorabc.com/de/allgemeine-medizin/medizinisches-cannabis/schmerztherapie